Börsencrash als Verkaufsmasche? Wie Angst-Marketing auf Social Media funktioniert – und du ruhig bleibst
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„Alles so aggressiv hier“, sagte kürzlich eine Kursteilnehmerin in unserer wöchentlichen Live-Finanzrunde.
Sie meinte damit den Ton, der aktuell auf Instagram, in Podcasts und auf YouTube beim Thema Geldanlage herrscht. Sie sei verunsichert, meinte sie mit ernstem Gesicht. Und ich wusste sofort, was sie meinte. Denn mir ist die Panikmache ebenfalls sehr negativ aufgefallen.
Posts, Headlines und Videos setzen gezielt mal wieder teils sehr aggressiv auf Verunsicherung:
Scrollst du durch die unsozialen Netzwerke, hörst Finanzpodcasts oder liest einschlägige Medien, ist dir diese Panikwelle sicher auch schon aufgefallen: Schlagzeilen, Warnungen, Angstmacherei.
Die Crashpropheten melden sich mit den üblichen Verdächtigen zurück: Gold, Bitcoin-Absturz und Hype, Börsencrash, Trading-Hype.
Selbst große Finanz-Accounts schieben die Panik mit an. Sie nutzen reißerische oder doppeldeutig-vage Formulierungen wie:
„Nur in ETFs zu investieren? Riskant!“
„Die große Schuldensause. Kann das gutgehen?“
„Nerven liegen blank: Bitcoin crasht, ETFs fliehen, die Stimmung kippt“
„Du hast ein ETF-Depo. Aber reicht das noch in diesen Zeiten aus?“
Es ist immer Alarm. Keine Grau- oder Zwischentöne mehr, keine echte Analyse.
Was ich feststelle: Menschen, die sich regelmäßig durch Netzwerke scrollen, sind ängstlicher und denken eher in Katastrophenszenarien.
Kein Wunder: Auf Instagram & Co. und manchen Online-Medien werden Informationen und Fakten mit Meinungen und Werbung vermischt. Da ist nicht leicht zu erkennen, womit du es zu tun hast: journalistisch aufbereitete Fakten, einordnende Informationen, Ideologie, Meinung, Werbung … ?
Das ist kein Zufall. Schlagzeilen erzeugen Angst. Und Angst bleibt hängen.
Angst ist das stärkste, menschliche Gefühl. Es schützt vor Gefahren, lässt uns schnell reagieren. Entwicklungsgeschichtlich ist das nachvollziehbar: Wenn wir Angst verspüren, werden wir in einen Fluchtmodus versetzt und das analytische Denken wird heruntergefahren.
Wir suchen nach Sicherheit und schnellen Lösungen, bloß keine Verletzungen, keine Verluste. Ist auch logisch: Steht der Säbezahntiger vor uns, analysieren und bewerten wir nicht erst umfassend mögliche Handlungs-Optionen, sondern rennen sofort weg (wenn wir dazu noch die Chance erhalten).
Übersetzt auf unser Geld spricht die Psychologie von „Verlustaversion“: Wir Menschen empfinden den Schmerz über Geld- oder Vermögensverluste weit intensiver als dass wir uns über Gewinne freuen. Deshalb versuchen wir, Verlust zu vermeiden. Wie die Konfrontation mit dem Säbelzahntiger.
Manche Marktakteure und Medien nutzen dieses Angst-Prinzip bewusst; es gehört zu den Vermarktungsstrategien schlechthin (mehr dazu liest du bei der Uni Insbruck).
In der Wissenschaft heißt diese Strategie auch: Kommunikation durch Furchtapelle.
„Anstatt dem Konsumenten ein positives Versprechen zu geben, drohen diese Botschaften mit negativen Konsequenzen, wie Schmerz oder sozialer Isolation, die nur durch die Befolgung der dargebotenen Handlungsempfehlung abzuwehren sind.“
Quelle: Werbewirkung von Furchtappellen: Stand der Forschung
Aufmerksamkeit zu erzeugen: Dramatische Videos und doppeldeutige Headlines und Texte erzielen mehr Klicks und Reichweite als fundierte Erklärungen.
Sofortiges Handeln zu provozieren: Die präsentierte Katastrophe wird direkt mit einem einzigen, angeblich „rettenden“ Angebot verknüpft.
Abhängigkeiten zu schaffen: Wer ständig Angst verspürt, zweifelt an der eigenen Entscheidungsfähigkeit und sucht nach dem Rettungsanker bei der vertrauten Influencer’in.
Aber:
Das größte Risiko ist panikartiger Aktionismus – nicht der Börsencrash oder die Krise. Wer bewusst Angst schürt, will verkaufen, nicht informieren.
Finanzmarketing mit Angst kann dazu führen, dass wir hektische Entscheidungen treffen. Und diese ziehen im schlimmsten Fall hohe Vermögensschäden nach sich.
Ja, wir leben in einer Welt der Multikrisen und großen Umbrüche: Klimaveränderungen, Inflation, Kriege, Rezessionsgefahr, Veränderungen durch KI und die enormen Investitionen in diese Technologie, Krypto-Hype, das Erstarken der libertären Bewegung und die zunehmenden geopolitischen Spannungen …
Es wird auch wieder Börsencrashs geben, Kryptogeld abstürzen, eine Finanzkrise heraufziehen und Blasen platzen.
Das kann Angst schüren.
Dass du dir also Sorgen machst, ist absolut verständlich. Angst aber ist die mieseste Anlageberaterin, die es gibt.
Künftig werden wir mehr Wissen benötigen, um erfolgreich Geld anzulegen. Gerade verschieben sich die globalen Kräfteverhältnisse, Gewissheiten internationaler Handelsbziehungen weichen auf, Protektionismus und Zölle werden wieder salonfähig.
Das aber ist kein Grund in Panik zu verfallen. Im Gegenteil. Ruhe, Hinsehen, Selbst schlau machen – das wird noch wichtiger werden als es heute schon ist.
Denn:
An den Grundlagen erfolgreichen Geldanlegens ändert die Mulitikrisenlage nichts. Was sich ändert, ist die Gewichtung und der Einsatz von Strategien und Anlageklassen.
Die schlechteste Antwort auf Multikrisen, Umbrüche und drohende Crahs ist jedenfalls: Angst und blinder Aktionismus.
Die beste Antwort: Finanzkompetenz, Selbstwirksamkeit und in Ruhe abwägen.
➡️ Wer bewusst Angst schürt – mit vagen Andeutungen, Schuldzuweisungen, Übertreibungen, Doppeldeutigkeiten, Drama – will meist etwas verkaufen, Klickzahlen für Werbeeinnahmen nach oben treiben oder dich abhängig machen.
➡️ Wer erklärt, Zusammenhänge herstellt und zum Selberdenken anregt – will, dass du souverän wirst und richtige Entscheidungen für dich triffst.
Melde dich von Kanälen und Newslettern ab, die Angst bei dir auslösen.
Höre auf deine Intuition. Sie zeigt dir präzise an, was los ist.
Achte auf typische Alarmzeichen:
Und: Sieh dir den fachlichen Hintergrund an. Das hilft zwar nicht immer, sortiert aber schon mal einige ohne Fachkompetenz aus.
Er verzichtet auf Alarm, zitiert Quellen, nutzt selten drastische Adjektive. Stattdessen werden:
Der Grundton macht also auch hier die Musik.
Spürst du beim Lesen, Schauen oder Hören von Finanz-Content Angst, frage dich:
„Vermittelt mir dieser Mensch eine Strategie oder Wissen – oder will sie mir nur ein Produkt gegen meine Angst verkaufen?“ Eine Angst, die sie gerade bei mir schürt?
1. Altersvorsorge: Denke langfristig. Ein Crash dauert Wochen oder Monate – deine Rente liegt Jahrzehnte entfernt.
2. Struktur: Investiere regelmäßig und rebalance bewussst z. B. über Sparpläne. Somit kaufst du auch im Tief.
3. Risikostreuung: Sicherheit durch breite Streuung der Geldanlage wie globale Aktien-ETFs, Anleihen-ETFs plus Sicherheitsrücklage als Tagesgeld, eventuell Gold- und Kryptobeimischung. Wer genug Geld, Zeit und Wissen hat, auch Immobilien als Einzelinvestments.
4. Demut: Wir haben kein Recht auf Rendite. Realistisch sind bei Aktie-ETFs Renditen zwischen 3 und 6 % real, auch wenn sie in den vergangenen 2 Jahrzehnten deutlich höher lagen
Folge Menschen, die ausgebildet sind und wissenschaftliche argumentieren, ohne Alarm und Marketinggetöse. DAS wird dich weiterbringen.
Auch ich biete Finanzkurse an. Aber niemals mit einem Marketing, dass dich verunsichert. Meine Inhalte beruhen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, praxisbewährten Strategien, eigenen Erfahrungen, einer umfassenden fachlichen Ausbildung und ausgeprägter Recherchekompetenz. Ohne Alarmismus, ohne Trickserei, ohne Intransparenz.
Und ganz sicher ohne Vorschläge, dein Geld auf ausländische Konten zu verschieben, nur noch in Gold zu investieren, auf Auslandsimmobilien zu setzen oder in Krypto dein Heil zu suchen. Statt Panik bekommst du Wissen, Struktur, Strategie und damit Selbstwirksamkeit. DAS hilft durch Krisen.
Seriösen Finanzcontent findest du auch bei: Gerd Kommer, Finanzbildung.jetzt, Finanzfluss, den Beziehungsinvestor*innen, Finanztip, den Teams der Börse Frankfurt und Stuttgart oder echtgeld.tv, um nur einige zu nennen. 🙂
Ergänze in den Kommentaren gern weitere seriöse Anbieter’innen von Finanzcontent und Fortbildungen.
Was macht dir aktuell Angst beim Thema Geld? Ein Börsencrash? Die Transformation der Wirtschaft? Politiker in Regiereungsverantwortung ohne finanzielle Bildung? Schreibe es mir – in meiner Umfrage. Mich interessiert das sehr.
Bleib zuversichtlich und aktiv, trotz der unruhigen Zeiten!
💚 Dani